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VHS-Veranstaltung

 

„Globale Klimagerechtigkeit – Arm gegen Reich?“

Vortrag von Frank Herrmann

Bei Frank Herrmann (Mitte) für den fundierten Vortrag bedanken sich Karl-Heinz Pasing vom Weltladen und Sonja Vieten, Leiterin der VHS Gelderland.                                                                                                                                                                                                                         Foto ©Manfred Austrup

Veranstaltung in der VHS Gelderland

„Globale Klimagerechtigkeit – Arm gegen Reich?“

Vortrag von Frank Herrmann

Zu einem Vortragsabend hatte die VHS in Zusammenarbeit mit dem Weltladen und der Fairtrade-Stadt Geldern eingeladen. Zu Gast war Frank Herrmann, Journalist, Buchautor und renommierter Kenner des Fairen Handels.

Frank Herrmann begann seinen Vortrag mit der eigenen Biografie und der Beschreibung der Kleinbauern in einem Dorf in Guatemala, in dem er über viele Jahre gelebt und die Arbeit der Kaffeeanbauer erlebt hat. Dort hat er wirkliche Armut kennen gelernt, die im Gegensatz zu den wirtschaftlich starken Ländern der Industrienationen dadurch gekennzeichnet ist, dass neben dem geringen Lohn der Zugang zur Bildung und Medizin nicht existiert. Die Lage der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern im globalen Süden ist generell geprägt von einer existenzbedrohenden Abhängigkeit von Weltmarktpreisen und Armut, die es mit sich bringen, dass vielfach Kinder mitarbeiten müssen. „Hungernde Kleinbauern ernähren die Welt“ lautet denn auch die resignierende Beschreibung der Situation. Der Anteil der Kleinbauern, der Zugang zum fairen Handel und damit zu gerechteren Preisen für seine Produkte hat, liegt bei etwa nur einem Prozent.

Nun kommt der menschengemachte Klimawandel dazu. Schon 1979, also vor 45 Jahren, wurden auf einer ersten Klimakonferenz die Auswirkungen der steigenden Treibhausgasemissionen und die Folgen der Erderwärmung eindrücklich beschrieben. In anschaulichen Grafiken erläuterte Frank Herrmann die CO2-Emissionen weltweit. Zu betrachten ist der CO2-Ausstoß pro Person und da liegt Deutschland wie viele Industrienationen unter den Top Ten. Die Ärmsten 50 % auf der Welt sind nur für 8 % der Emissionen verantwortlich. Das reichste Prozent verursacht so viele Treibhausgase wie die ärmeren zwei Drittel der Weltbevölkerung. Die Auswirkungen des Klimawandels  auf die Kleinbauern sind fatal. Überschwemmungen, Wirbelstürme, steigende Temperaturen führen zu gigantischen Schäden und damit zu existenziellen Nöten. In einer Prognose für 2050  wird gezeigt, dass die für Temperaturschwankungen empfindliche Kaffeepflanze in vielen heutigen Gebieten nicht mehr angebaut werden kann. Hinzu kommt, dass die Kleinbauern des globalen Südens keine Subventionen, keine Entschädigungen und meist keine künstliche Bewässerung bekommen.

Die Anpassung an den Klimawandel können die Kleinbauern nur zum Teil durchführen: Bioanbau (ohne energieintensiven Dünger), Kombination von modernen und traditionellen Anbautechniken (z. B. Wasserkanäle), resistente und standortgerechte Sorten und Unterstützung durch den fairen Handel. Es wird davon auszugehen sein, dass der Klimawandel zum Hauptfluchtgrund für viele Menschen wird, so António Guterres, ehemaliger Flüchtlingskommissar und jetziger Generalsekretär der Vereinten Nationen.

Die Klimagerechtigkeit sei in erster Linie ein ethisches Problem, so Frank Herrmann. Im Bewusstsein aller handelnden Akteure und aller Mitglieder einer humanen Gesellschaft muss eines vorhanden sein, nämlich dass Menschen menschenwürdig leben können.
Inzwischen wehren sich immer mehr Kleinbauern gegen die Verursacher der Klimakrise. Mit Klagen z. B. gegen RWE oder Regierungen wird konkret Klimaschutz eingefordert.

Was muss geschehen? Auf diese Frage hin sind Politik, Unternehmen und die Gesellschaft gefordert. Die Politik sollte z. B. Subventionen ökologisch ausrichten, die Unternehmen ehrlich sein, kein Greenwashing betreiben, mehr Steuern zahlen, wir als Gesellschaft uns vernetzen und „eine Macht der kritischen Masse“ bilden, wie es Frank Herrmann formuliert. Pessimismus sei nicht angesagt, auch wenn wir in Zukunft etwas von unserem Lebensstandard abgeben müssen. Die Demokratie fördern, eine Haltung erzeugen und persönliche Verantwortung im eigenen Umfeld wahrnehmen, muss das gesellschaftliche Ziel sein.